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archtour stadt salzburg

Stadt und Landschaft
Spaziergang im Südosten Salzburgs

Die Romantiker des 19. Jahrhunderts zog es vor allem hierher. Parsch und Aigen mit dem gewaltigen Gebirgspanorama im Süden galt ihnen als Blick in eine präreformatorische Weltlandschaft, in der Gottes ordnende Schöpferhand waltet. Seither hat sich hier allerdings Vieles geändert. Der Traum in diesem Paradies auch zu wohnen, hat gravierende Spuren hinterlassen. Dass nicht auch noch die letzten grünen Inseln und eine schönsten Kulturlandschaften Österreichs – die Hellbrunner Allee mit ihren wie Perlen aufgefädelten Schlössern und Ansitzen in den 1970er Jahren zubetoniert wurden, ist einer Bürgerbewegung zu verdanken, wie sie Salzburg in den Jahrhunderten erzbischöflicher Machtdominanz nicht erlebt hatte. Der Gang durch diese Stadtteile ist denn auch eine Art Prozession, bei der man sich auch das vergegenwärtigen soll, was Gott sei Dank nicht gebaut wurde. Zum Beispiel eine, von keinem Geringeren als Roland Rainer geplante Campus-Uni auf dem Areal des Krauthügels und des Donnenberg-Parks rund um das städtische Altenheim, das man kurzerhand schleifen wollte; oder eine Wohnstadt für x-tausend Bewohner anstelle der Wiesen entlang der Hellbrunner Allee.
Das Scheitern dieser überzogenen Konzepte durch den Widerstand engagierter Bürger, die sich der Allianz aus Fachplanern und Politikern nicht beugen wollten, führte aber auch zu einem radikalen Umdenken im Hinblick auf die Gestion der Architektur in dieser Stadt. Leitbildhafte Bauten wie die Naturwissenschaftliche oder die 2011 fertig gestellte Kultur- und Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg können erst im Wissen über diese Vorgeschichte richtig verstanden werden. Die Erfahrungen der Entscheidungsträger und der unterschiedlichsten Akteure sind in sie eingeflossen. Sie sind daher weit mehr als die Materialisierung der Entwürfe einzelner Architekten, sondern sie sind auch Speicher eines kollektiven Bewusstseins.